Von der Kündigung überrascht – hart in jedem Fall! Was tun?

Führungskräfte rechnen damit, dass trotz des Wirtschaftsaufschwungs in vielen Unternehmen ab September 2021 Personal abgebaut wird. Betroffen davon werden vor allem Mitarbeiter:innen 40+ sein und Personen, die schon viele Jahre im Unternehmen sind. Das ist zwar hochgradig unsozial, aber Unternehmen verfolgen vor allem betriebswirtschaftliche Ziele und wenn Kosten einzusparen sind, werden klarerweise die „teuren, langjährigen Mitarbeiter:innen“ vorrangig abgebaut.

Was kann man tun, oder was sollte man auf keinen Fall tun sollte, wenn man von der Kündigung betroffen ist:

  1. Gefasst reagieren

Auch wenn Sie tief gekränkt, verärgert, enttäuscht und auch geschockt sind, ist es falsch emotional zu reagieren. Vor allem der Überbringer der Nachricht (Ihr Vorgesetzter oder Personalabteilung) erfüllen einen Auftrag den sie von der Geschäftsführung oder dem Eigentümer erhalten haben. Ein emotionaler Auftritt ist zwar verständlich, Rachegedanken nachvollziehbar, bringen aber nichts. Es wird lediglich die Phase des Konflikts unnötig verlängert und Ihr Verhandlungsspielraum wird reduziert. Auch ein Weg zum Arbeitsgericht ist nicht zu empfehlen, lediglich eine Abstimmung, ob das Arbeitsrecht eingehalten wird, ist sinnvoll. Bedenken Sie, jedes Wort, dass Sie aussprechen oder schreiben, lässt sich nicht korrigieren und bleibt in Erinnerung. Nachlegen können Sie immer noch, zurückrudern nicht mehr.

  1. Ihre ehemaligen Kolleg:innen sind nicht mehr Ihre Verbündeten

Jede:i gekündigte Mitarbeiter:in ist nicht mehr Teil des Teams, Sie sind auch nicht ein Gegner, sondern einfach nicht mehr Teil des Teams. Sie können keine Gefälligkeiten mehr erwarten und auch keine Hilfe. Sie verhandeln nach der Kündigung wie ein:e externe:r Lieferant:in oder Kunde/in. Wer gut und frei von Emotionen verhandelt wird das bessere Ergebnis erzielen. Ihre neuen Business-Partner:innen sind nicht mehr diejenigen, die noch im Unternehmen verbleiben, sondern vor allem Personen außerhalb des Unternehmens. Das können auch Personen sein, die früher mal im Unternehmen waren, Kund:innen und Lieferat:innen Ihres ehemaligen Arbeitgebers, oder überhaupt neue Menschen und Organisationen.

  1. Wunder können kommen, aber man Sie nicht kurzfristig erzwingen

Wann der neue Job gefunden wird und ob es ein schöner Job wird, hängt von vielen Faktoren ab. Das Hauptproblem ist dabei, dass der Zeitpunkt der Trennung und des Neubeginns nicht von Ihnen selbst bestimmt wird, sondern einseitig vom Arbeitgeber ausgesprochen wird. Der Zeitpunkt im Detail war oft zu erwarten und zumeist nicht wirklich überraschend, aber trifft doch die meisten komplett unvorbereitet. Das es Sie unvorbereitet trifft liegt auch daran, dass viele Menschen lieber in einer Komfortzone verbleiben möchten, statt eigenverantwortlich einen „Plan B“ vorbereiten. Kommt die Botschaft der Kündigung, fehlt es an allem .Das Wissen über den Jobmarkt, das Know-how wie Bewerbung 2021 funktioniert und wie wichtig ein guter Social Media Auftritt ist. Ein tragfähiges Netzwerk das bei der beruflichen Veränderung hilft, ist nicht existent. Um all das in Ruhe  auf zu bauen benötigt man 9 bis 12 Monate. Mit dieser Frist sollten Sie im worst case rechnen, üblicherweise geht es schneller. Wie schnell es gehen kann, hängt von vielen, vielen Faktoren ab. Saison, Branchenspezifika, Bereitschaft finanzielle Rückschritte in Kauf zu nehmen, etc.. Eines ist aber garantiert, je mehr Sie als Bewerber:in proaktiv kommunizieren und netzwerken, desto rascher kann das Wunder kommen, erzwingen kann man es aber nicht

  1. Jobsuche ist ein Fulltime-Job

Es nicht damit getan, zwei bis drei Bewerbungen auf Stellenausschreibungen pro Woche zu schreiben. Jobfinding bedeutet auch proaktives Netzwerken, Social Media Arbeit (XING und LinkedIn). Weiters ist es notwendig sich weiterzubilden, körperlich und geistig fit zu bleiben, einen strukturierten Tagesablauf aufzubauen. Ihre Familie und Ihre Freunde werden Sie genau beobachten, Sie sollten auch in dieser Zeit für alle ein Vorbild sein und nicht zum destruktiven Kritiker der Welt verkommen.

  1. Bauen Sie ein Personal Branding auf

Jobsuchende und Produkte, die wir kaufen können, haben eine Markenbotschaft. Das gilt auch für Jobsuchende, die de facto eine Arbeitsressource zur Verfügung stellen. Was ist Ihr Branding, was ist Ihre Marke, wofür stehen Sie. Was bekommt eine Firma, die Ihre Arbeitszeit einkauft und vor allem warum sollte man gerade Sie einstellen. Ihre Markenbotschaft muss klar sein und rasch von Ihnen erklärt werden können. Genau dann erhalten Sie Ihren Idealjob und sind besser als jeder Mitbewerber.

  1. Networking 24 Stunden / 7 Tage

War es im Job so, dass wir nach Dienstschluss, das Handy und das Notebook abdrehen konnten, ist das beim Jobfinding komplett anders. Networking kennt keine Zeit, keinen Urlaub etc.

Die Hoffnung lebt!

Ihre neue Firma in der Sie arbeiten werden existiert wahrscheinlich schon, Ihre neuer Chef und Ihre Arbeitskollegen leben schon. Es ist nun an der Zeit diese kennenzulernen und Sie machen den ersten Schritt. Es wird jedoch einiger proaktiver Aktivitäten Ihrerseits benötigen bis Sie am Ziel sind.